Eine Hommage an François Truffaut und den Autorenfilm
von Ralph Segert
Die folgende Nacherzählung des Films „Les 400 Coups“ ist detailreich und kommt ohne Interpretationen aus. Sie ist gegliedert nach den originalen Kapiteln des Films. Voran stelle ich filmografische Information. Um der Phantasie mehr Freiraum zu geben, habe ich bewusst auf selbst fotografierte Standbilder verzichtet.
Les 400 Coups (Sie küßten und sie schlugen ihn) ist der erste Langfilm von Françoise Truffaut. Er wurde zwischen dem 10. November 1958 und dem 3. Januar 1959 in Paris, Euteux und Honfleur gedreht und am 28. April 1959 beim Filmfestival Cannes uraufgeführt. Der Erfolg war überwältigend. Das Drehbuch schrieb Françoise Truffaut unter Mitarbeit von Marcel Moussy, der zudem die hevorragenden Dialoge schrieb. Die kongeniale Musik schrieb Jean Constantin. Kamera: Henri Decaë. Die wichtigsten Schauspieler: Jean Pierre Léaud als 14jähriger Antoine Doinel, Albert Rémy als Vater, Claire Maurier als Mutter. Den Freund René spielte Patrick Auffay, Renés Vater stellte Georges Flamant dar, den Klassenlehrer Guy Decomble.
1. Kapitel: Vorspann
2. Kapitel: „Ärger in der Schule“
3. Kapitel: „Familienleben“
4. Kapitel: „Der Schulschwänzer“
5. Kapitel: „Vater und Sohn“
6. Kapitel: „Lügen und Entdeckungen“
7. Kapitel: „Ich werde mich selbst durchschlagen“
8. Kapitel: „Geheime Abmachung“
9. Kapitel: „Ein neuer Anfang“
10. Kapitel: „Antoine und René“
11. Kapitel: „Streiche und Gaunereien“
12. Kapitel: „Die Schreibmaschine“
13. Kapitel: „Bei der Polizei“
14. Kapitel: „Im Erziehungsheim“
15. Kapitel: „Immer wieder Ärger und Enttäuschungen“
16. Kapitel: „Das Meer“
Wir sehen den grauen Himmel von Paris und die oberen Etagen der Häuser und Hallen, zwischen denen immer wieder die Spitze des Eiffelturms zu sehen ist. Die Musik nimmt alle Themen und Stimmungslagen des Films zwischen Traurigkeit und Ausgelassenheit vorweg.
Wir sehen eine Schulklasse mit 12 bis 14jährigen Jugendlichen, die gerade schreiben, während der Lehrer die Zeitung liest. Ein Junge holt einen Kalender mit einem Pinup-Girl hervor und gibt ihn weiter. Antoine Doinel, der Held des Films, begnügt sich nicht damit, das Motiv nur anzuschauen und dann leise weiterzureichen. Er legt sein Blatt beiseite und bemalt das Bild. Dabei wird er vom Lehrer erwischt, der ihn mit strenger Stimme nach vorne ruft. Er reißt ihm den Kalender aus der Hand und macht eine spöttische Bemerkung. Antoine muss in die Ecke, die durch eine große Tafel verdeckt ist. Antoine lugt kurz an einer Ecke zur Klasse gerichtet hervor und macht übermütig eine Nase.
Der Klassenlehrer schlägt die Zeit an und gibt den Schülern noch eine Minute bis zum Einsammeln der Blätter, während er ungeduldig durch die Klasse geht. Er zählt bis Drei und läßt die Blätter einsammeln. Der Schüler Mauricet sammelt auf jener Seite die Hefte ein, auf der René sitzt, Antoines Freund. Mauricet will René das Blatt wegziehen, aber René fordert ihn auf, zuerst die anderen Hefte einzusammeln. Mauricet bleibt hartnäckig, bis der Lehrer fragt, was da los sei und Mauricet es ihm eifrig mitteilt. René läßt sich widerwillig das Blatt wegziehen und beschimpft Mauricet leise zischend als Arschgeige.
Der Lehrer ruft die Pause aus. Laut verlassen die Schüler die Klasse. Antoine wird vom Lehrer zurückgerufen. Er muss in der Klasse bleiben, denn die Pause sei eine Belohnung für gute Leistungen und nicht für flegelhaftes Benehmen. Dabei zeigt der Lehrer zuerst mit dem ausgestreckten Arm und dem Finger auf Antoine und dann entschieden in die Richtung der Strafecke. Antoine fügt sich widerwillig und geht langsam und gelangweilt zur Ecke zurück. Dort schreibt er an die Wand: „Hier litt Antoine Doinel, unschuldig verbannt von Lehrers Hand.“
Während Antoine schreibt, sehen wir den Schulhof. Die Schüler balgen und beschimpfen sich. Einer fordert dazu auf, jemandem auf den Zylinder zu hauen. Aus dem Off hören wir einen Lehrer, der sich über die hohen Kohlepreise und das geringe Gehalt beklagt. Antoines Klassenlehrer sieht dann eine Rangelei und greift willkürlich zwei Schüler heraus, die er schimpfend an die Kragen packt. Wütend beendet er die Pause.
Die Schüler strömen in die Klasse zurück. René kämpft sich im Gewühl zu Antoine durch, der in der Strafecke hinter der Tafel verborgen ist. Mauricet folgt eifrig und macht laut auf Antoines Werk an der Wand aufmerksam. Mauricet wird daraufhin von René weggeschubst, derweil sich immer mehr Schüler in die Ecke drängen. Der Klassenlehrer kommt herein, schreit die Kinder zur Ordnung und geht hinter die Tafel. Mit Antoine am Kragen kommt er hervor und schubst Antoine verächtlich von sich weg. Er schaut zur Klasse und dann zu Antoine. Er beschimpft ihn als Schmierfink, der mit dem Versmaß auf dem Kriegsfuß stünde. Antoine nimmt das trotzig zur Kenntnis und der Lehrer gibt ihm eine Strafarbeit auf: „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“, habe er als Aufsatz zu schreiben.
Antoine wird vom Klassenlehrer zum Hausmeister geschickt, damit er Putzzeug hole, um das Geschmiere von der Wand zu wischen. Sonst würde er es mit der Zunge abwischen, droht der Lehrer zornig. Während Antoine demonstrativ langsam die Klasse verläßt, schreibt der Lehrer das Gedicht Der Hase an die Tafel. Wir sehen den Schüler Abou, wie er immer wieder eine leeres Blatt mit Tinte bekleckst und immer wieder Seiten herausreisst bis er keine mehr hat. Wir sehen den Lehrer beim Schreiben und wie er sich immer wieder nervös und ruckartig umdreht, als erwarte er einen Streich.
Währenddessen kommt Antoine mit einer Schüssel zurück, keck macht er dem schreibenden Lehrer einen Hasen am Hinterkopf. Einige Schüler lachen und Antoine verschwindet schnell hinter der Tafel in die Ecke. Der Lehrer beschuldigt den Schüler Simonot, dass er Grimassen schneide.
Als das Gedicht mit feinen Versen die Liebe besingt, machen die Schüler hinter dem Rücken des Lehrers theatralische Liebesgesten und einer pfeift sogar. Wütend dreht sich der Lehrer um und droht: Melde der Schuldige sich nicht, würden alle dran glauben. Er beschuldigt ein weiteres Mal Simonot, der sich gegen den willkürlichen Vorwurf wehrt. Der Lehrer schmeisst Kreide in seine Richtung und beschimpft nun die ganze Klasse. Wütend wendet er sich an Antoine, der die Wand nicht sauber bekommen hat. Er beschimpft ihn und fegt wütend ein Buch von seinem Pult.
Wir sehen über dem Schuleingang die Losung „Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichkeit“. Schüler strömen aus der Schule, Eltern warten. Mauricet, die von allen geliebte Petze, ist mit einer großen Fliegerbrille zu sehen. Es folgen Antoine und René, die sich über das Beklauen der Eltern unterhalten und überzeugt davon sind, dass jeder Junge seinen Eltern Geld stehle. Sie rufen Mauricet und eilen zu ihm. Sie fragen, wo er die tolle Brille gekauft habe und Mauricet nennt das Kaufhaus. Die beiden Freunde beschuldigen ihn spöttisch, dass er die Brille vom geklauten Geld seiner Eltern gekauft habe. Das wolle er doch wohl nicht abstreiten. Die Freunde und Mauricet gehen in unterschiedliche Richtungen. Die Freunde rufen Mauricet Schimpfwörter nach und drohen ihm. Antoine macht ihn dafür verantwortlich, dass er bei der „Schmiererei“ erwischt wurde.
Auf dem Nachhauseweg setzen sich die Freunde auf eine Bank. Antoine ist immer noch wütend auf Mauricet und schwört, ehe er zum Militär ginge, haue er ihm die Fassade ein. Die Freunde verabschieden sich knapp und eilen davon.
Antoine versorgt zu Hause den Ofen. Flammen stechen aus der Öffnung hervor. Schnell schmeißt der Junge ein paar Kohlen hinein, wischt sich die Hände an einem Fenstervorhang ab (das Fenster ist leicht geöffnet) und holt aus einer Möbelritze einige Geldscheine, die er zählt und lässig in die Tasche steckt. Er geht in das Schlafzimmer der Eltern und setzt sich an einen kleinen Frisiertisch mit einem Spiegel davor. Er kämmt sich das Haar, riecht an einem Parfümflacon und probiert sich an einer Lidzange, die er gleichgültig beiseitelegt. Danach deckt er routiniert den Tisch, um sich folgend an die Strafarbeit zu machen. Noch bevor er etwas schreiben kann, hört er die Mutter namens Gilberte kommen, die ihn mürrisch begrüßt. Aus der Küche heraus fragt sie nach dem Mehl, das er besorgen sollte. Ob er denn gar nichts besorgt und wo er den Zettel gelassen habe. Antoine antwortet kleinlaut, er habe ihn verloren. Die Mutter kommt aus der Küche, setzt sich und befiehlt ihrem Sohn, die Pantoffeln zu holen. Antoine gehorcht und wird von der ungehaltenen Mutter zum Einkaufen geschickt.
Antoine verläßt die Wohnung und die Mutter schaut eitel in den kleinen Spiegel der engen Diele, kritisch ihre Haut prüfend. Antoine rennt derweil über die in der Dämmerung liegende Straße und lauscht an einem Laden zwei Frauen, die sich über das Kinderkriegen, Entbindungen mit Kaiserschnitt und Fehlgeburten unterhalten. Gebannt hört Antoine zu, bis ihm übel wird.
Antoine geht mit seinem gutgelaunten Vater namens Julien die Treppe hoch. Der Sohn trägt das Mehl und der Vater einen Autoscheinwerfer. Der Vater fragt, ob er denn immer seine Mütter ärgern müsse und verlangt von seinem Sohn mehr Verständnis. Dann schmiert er dem Jungen etwas Mehl auf die Nase. Sie lachen und betreten die Wohnung.
Der Vater macht sich lustig über die schlechte Laune der Mutter. Antoine bittet beiläufig die Eltern um tausend Francs für Schulhefte. Die Mutter fordert ihn auf, sich das Geld von seinem Vater geben zu lassen. Der Vater meint zu Antoine, er spekuliere auf die Hälfte, also gäbe er ihm dreihundert. Doch der Vater gibt sich in seiner guten Laune einen Ruck und gibt Antoine dann doch tausend.
Der Vater macht weiter Witze und Antoine lacht. Die Mutter befiehlt, er solle nicht lachen. Dann sieht sie seine Schulhefte auf dem Tisch und fragt ungehalten, ob er jetzt damit anfangen müsse, er solle den Kram einpacken, sie würden essen. Antoine packt seine Sachen zusammen, dabei entdeckt der Vater einen Füller. Er zieht ihn von der Schultasche und fragt erstaunt, ob er schon wieder einen neuen Füller habe. Antoine schaut nach unten und sagt kleinlaut, er habe ihn getauscht. Der Vater macht eine skeptische Bemerkung, läßt aber Fünf gerade sein.
Nach einem spartanischen Abendessen mit dünner Suppe und Brot räumt Antoine den Tisch ab. Die Eltern unterhalten sich über eine Frau aus der Verwandschaft, die in Umständen sei. Die Mutter sagt, die vermehrten sich wie die Karnikel, es sei ekelhaft, 3 Kinder in 4 Jahren zu bekommen. Unvermittelt fragt der Vater, wo Antoine in den Ferien hin solle. Die Mutter schlägt lustlos ein Ferienlager vor, in das sie ihn stecken könnten, wogegen der Vater fragt, ob sie das für richtig halte. Das könnten sie immer noch überlegen, sagt die Mutter abweisend. Das solle sie nicht sagen, entgegnet der Vater, man müsse sich rechtzeitig um die Anmeldung kümmern.
Der Vater rollt zusammen mit Antoine ein Transparent für das Wochenende im Automobilclub aus. Er ist voller Vorfreude und reagiert verständnislos und sarkastisch auf die Ankündigung der Mutter, dass sie nicht mitkommen werde. Sie wolle bei dem ganzen Stress auch mal ein Wochenende für sich haben. Der Vater macht eine Anspielung auf ein Liebesverhältnis der Mutter auf der Arbeit. Antoine steht zwischen den beiden und beobachtet sie mit wechselnden Gefühlen. Er amüsiert sich und als der Vater die Anspielung auf einen Liebhaber macht, schaut er traurig die Mutter an. Die spricht plötzlich peinlich berührt Antoine an, der zusammenzuckt, und schickt ihn ins Bett. Verlegen kratz sich Antoine ans Ohr und wünscht seinen Eltern mit einem verschmitztem Grinsen eine Gute Nacht und angenehme Ruhe.
Während Antoine den Abfall herunterbringt, hören wir die Vorwürfe der Mutter. Der Vater betont indess, dass er bald Vizepräsident des Motorclubs werden könne, das würde finanzielle Vorteile bringen. Die Mutter verspottet ihn, und sagt, er würde ausgenutzt, sie bräuchten nur einen Dummen. Antoine ist mittlweile an der Tonne im schäbigen Flur angekommen und entsorgt angeekelt den Abfall.
Antoine wird grob von der Mutter geweckt, sie stößt ihn fast den Kopf. Er solle aufstehen, sie hätten den Wecker nicht gehört, sie seien spät dran. Antoine stöhnt. Er zieht sich schnell an. Als er im Badezimmer den beschlagenen Spiegel mit der Hand frei wischt, hallt in seinem Kopf die Stimme des Lehrers: „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“. Erschrocken starrt er in den Spiegel, während im Hintergrund der Vater seine durchlöcherten Socken anschaut und seine Frau einen Vorwurf daraus macht. Die kontert, das sie hinüber seien. Er solle sich neue kaufen. Dann kommt der Vater auf die Bettdecke zu sprechen, die die Mutter für Antoine habe kaufen sollen. Sie tut es als unwichtig ab und behauptet, Antoine schlafe ja doch am Liebsten in seinem Schlafsack. Antoine bejaht das.
Antoine bricht sich vom Baguette ab und nimmt sich etwas Essbares aus einer Schüssel. Der Vater ermahnt ihn zur Eile, da er spät dran sei. Antoine beruhigt, das schaffe er schon. Er eilt aus der Wohnung.
Das Frühstück in der Hand trifft Antoine unterwegs auf René. Der fragt ihn gut gelaunt, warum er es so eilig habe und fordert Antoine zum Schulschwänzen auf. René zieht ihn an einem Ärmel und geht mit ihm zu einem Hauseingang, wo sie hinter einer Tür die Schultaschen verstecken. Zuerst gehen sie ins Kino, danach flippern sie in einem Café, in dem Jazz zu hören ist. Auf dem Jahrmarkt wagt sich Antoine in einen Rotor, um sich der Fliehkraft hinzugeben. Sie gehen durch die Stadt, die wie ein riesiger, geschäftiger Abenteuerspielplatz wirkt. Auf dem Place de Clichy sieht Antoine zufällig seine Mutter, die einen fremden Mann küsst. Die Mutter wendet sich erschrocken ab, er müsse doch in der Schule sein. Auch Antoine sieht, dass er Land gewinnt und weiss seinem Freund keine Antwort zu gebena auf die Frage, wer der Mann sei. Auf jeden Fall habe er nichts zu befürchten, stellt René befriedigt fest.
Die beiden Freunde holen ihre Schultaschen zurück und werden dabei von Mauricet beobachtet, der etwas im Schilde führt. Unterwegs unterhalten sich die beiden Freunde über eine Entschuldigung für den Lehrer. Antoine ist in Sorge, während René routiniert eine Entschuldigung auf Lager habe. Er gibt seinem Freund einen Zettel zum Abschreiben mit und wischt Antoines Bedenken vom Tisch, des Mutters spitze Handschrift nicht fälschen zu können.
Antoine schreibt konzentriert die Entschuldigung ab und vegißt dabei, seinen Namen durch Renés Namen zu ersetzen. Und während er den kleinen Schrecken über seinen Fehler verdaut, hört er den Vater kommen. Schnell versteckt er die Vorlage und schmeißt seinen Entwurf in den Ofen. Der Vater wirkt müde, beschwert sich über den Geruch, fragt ob er gekokelt habe, woraufhin Antoine ihn überzeugend sagt, dass müsse von unten kommen. Dann sagt der Vater, er könne für sie alleine decken. In freudiger Erwartung fragt Antoine, ob die Mama weggefahren sei. Nein, sie müsse Überstunden machen, entgegnet der Vater, der nun seine Energie zurückfindet und den Kumpel macht, der mal so richtig unter Männern essen wolle.
In der Küche gibt Antoine seinem Vater die Eier an. Der Vater fragt nach seinem Verhalten in der Schule und hält einen Vortrag: Er müsse sich immer fleissig vordrängeln, sonst käme man im Leben zu kurz. Nur der Fahrer würde gewinnen, der immer rechtzeitig Gas geben würde. Danach spricht er den Geburtstag der Mutter an und fragt Antoine, ob er seiner Mutter etwas schenke. Antoine steht im Rücken des Vaters und senkt beschämt den Blick, während der Vater auf das Schweigen in seinem Rücken mit Verständnis reagiert. Er wisse ja, dass Antoine nicht immer gut behandelt würde. Er rechtfertigt das mit der Nervösität der Mutter, der Doppelbelastung durch Beruf und Haushalt und der engen Wohnung. Antoine solle sich doch mal in ihre Lage versetzen. Soweit kommt Antoine aber nicht, da er sich nun über seinen Vater amüsiert, der immer angeekelter die Eier aufschlägt, bis Antoine laut lachen muss, was der Vater mit komisch drohender Gestik quittiert.
Vater und Sohn sitzen nach dem Essen am Tisch. Der Vater fragt unvermittelt nach seinem Autoatlas. Antoine behauptet, er habe ihn nicht angefasst. Der Vater reagiert aggressiv und schreit, Antoine wisse doch, er dulde keine Lügen. Antoine verteidigt sich mit gesenkten Kopf und hilflosen Schulterzucken und murmelt, er sei es nicht gewesen.
Antoine liegt in seinem Schlafsack im Flur der Wohnung und ist noch wach. Leise kommt die Mutter in die Wohnung und muss wegen der Enge fast über Antoine herübersteigen. Selbst die Haustür läßt sich nicht ganz öffnen, da Antoines Liege im Weg ist. Antoine stellt sich schlafend und wir sehen sein Gesicht, während er zuhört, wie die Eltern sich streiten. Der Vater glaubt nicht, dass die Mutter Überstunden gemacht habe. Über das Thema Autoatlas kommen sie auf Antoine zu sprechen. Die Mutter schreit, Antoine lüge wie gedruckt, der Vater schreit zurück, von wem habe er das wohl? Sie schimpft, er solle ihn besser erziehen, wenn nicht, dann komme er eben in ein Heim, dann hätte sie endlich ihre Ruhe.
Antoine kommt aus dem Haus, rennt René hinterher und ruft, er solle warten. Dann sehen wir Mauricet ins Haus schleichen und darauf Antoines Eltern, die ihren Streit fortsetzen. Ihr Schlagabtausch mit gegenseitigen Vorwürfen wird durch das Schellen unterbrochen. Sie schauen sich überrascht an und dann gebannt zur Tür. Der Vater vermutet, das sei der Gasmann wegen der fälligen Zahlungen. Die Mutter kontert, das sei Quatsch, der melde sich doch an. Dann überwindet sich der Vater und öffnet die Tür. Mauricet fragt scheinheilig, ob es Antoine wieder besser ginge, der Vater fragt irriert nach und schaut fragend zu seiner Frau. Mauricet antwortet, weil er gestern in der Schule gefehlt habe. Der Vater wimmelt den Jungen ab und die Eltern sind wieder unter sich. Die Vater wundert sich, dass die Mutter gar nicht erstaunt sei. Die Mutter sagt, sie wundere sich über gar nichts mehr. Der Vater schweigt und presst verbittert die Lippen zusammen.
Auf dem Schulhof wird Anoine von seinem Klassenlehrer abgefangen. Zuvor hatte er mit einer Trillerpfeife die Pause beendet. Während die Schüler auf dem schäbigen Schulhof in einer Zweierreihe auf den Abmarsch in die Klasse warten, fordert der Lehrer von Antoine eine Entschuldigung. Unter Druck gesetzt, behauptet Antoine wie aus der Pistole geschossen, seine Mutter sei gestorben. Der Lehrer verliert seine Härte und fragt, ob sie den krank gewesen sei und ob er denn kein Vertrauen zu seinem Lehrer habe. Der Lehrer pfeifft zum Abmarsch in die Klasse.
In der Klasse versucht ein Junge ein Gedicht aufzusagen. Ein Junge hinter ihm versucht den nach Sätzen suchenden Schüler, der seinen Vortrag gar nicht ernst nimmt, einige Male aus der Patsche zu helfen, um dann voller Spaß in den Backen „Ein Dorn im Hintern“ zu flüstern. Der Lehrer schimpft indess und gibt dem Jungen eine Fünf. Der Junge spielt den Verärgerten und behauptet dreist, dass er es zu Hause noch gewusst habe. Mit gespieltem Ärger und einen Schlag auf den Tisch setzt er sich.
Durch das Glas der Klassentür sehen wir, wie der Klassenlehrer vom Direktor zur Tür gewunken wird. Dieser murmelt, während er sich die Krawatte zurechtrückt, dass es sicher wegen Doinel sei und denkt wohl an die tote Mutter. Antoine wird nun auch zur Tür gerufen, er ahnt, dass seine Lüge herausgekommen ist. Kurz bevor er die Tür erreicht, kommen Antoines Eltern hinzu. Der Vater geht auf ihn zu, drängt ihn am Kragen in den Klassenraum hinein und ohrfeigt ihn links und rechts mit harter Hand. Gedemütigt geht Antoine auf seinen Platz zurück, währen wir aus dem Off hören, wie der Klassenlehrer eine exemplarische Strafe verlangt, während der Direktor diplomatisch die Bestrafung den Eltern überlassen will. Der traurig ins Leere schauende Antoine hört seinen drohenden Vater, der ihn zu Hause erwarte.
Antoine und René gehen in der Abenddämmerung eine Treppe hinunter, die Schultaschen dabei. Antoine will nicht mehr nach Hause. René fragt, wo er denn schlafen wolle. Er werde irgendwo schlafen und den Eltern einen Abschiedbreif schreiben. Dann hat René eine Idee. Sie verabreden sich am Springbrunnen Pigalle und verabschieden sich. Wir sehen Antoine langsam und allein über eine Straße gehen.
René besorgt Antoine einen Schlafplatz in der alten Druckerei seines Onkels. Sie richten einen Schlafplatz her und René nimmt Antoines Schultasche in Gewahrsam.
Der Vater liest der Mutter Antoines Abschiedsbrief vor. Darin entschuldigt er sich für seine Lüge. Die Mutter unterbricht den Vater und fragt, warum Antoine gerade sie habe sterben lassen. Das sei eine reine Sympathiefrage, entgegnet der Vater und liest weiter. Entschlossen beabsichtige Antoine, erst ein Mann werden zu wollen, damit sie sich danach aussprechen würden. Die Mutter fragt, dass Antoine sie hasse, sei also normal? Woraufhin der Vater sagt: Wenn sie ständig auf ihn rumhacke.
Antoine liegt selbstvergessen und in einen dicken Pullover gepackt in der Druckerei. Er schreckt auf, denn er hört zwei Männer kommen, die Diebesgut verstecken wollen. Eilig verläßt er die Druckerei und irrt durch die große Stadt. In einem Schaufenster steht „Frohe Weihnachten“. Antoine schaut sehnsüchtig in ein leeres Café. Später sieht er, wie ein Mann eine Reihe Milchflaschen vor einem Geschäft ablädt. Antoine klaut eine Flasche und rennt weg. In einer dunklen Gasse trinkt er gierig und hastig die Milch, später schmeißt er die leere Flasche in einen Gulli. Dann dämmert der Morgen und Antoine erreicht den Springbrunnen Pigalle. Er schlägt dort die Eisschicht einer Pfütze auf und befeuchtet seine Wangen. Wir sehen Antoine im dämmernden Grau der Stadt auf eine im Hintergrund pulsierende Straße zulaufen. Eine Uhr zeigt halb neun(!).
Antoine ist mit René auf dem Weg zur Schule. Sie beschliessen getrennt zu gehen. Auf dem Schulhof hören wir einen Lehrer klagen, dass die Ferien auch nicht mehr erholsam seien, es käme dann das ganze Organisatorische. Der Klassenlehrer sieht Antoine und ruft ihn herrisch zu sich. Es sei wohl dicke Luft zu Hause gewesen? sagt er gehässig. Antoine kontert, keineswegs, es sei sehr friedlich gewesen. Der Lehrer scheucht ihn weg und sagt zu seinem Kollegen, dass die Eltern sie erst richtig verderben würden.
In der Klasse wird René von dem Englischlehrer abgefragt. René spricht das Wort Father bewusst falsch aus. Der Lehrer fordert ihn verwzeifelt auf, die Zunge zwischen die Zähne zu legen. René antwortet frech, er bekomme das nicht hin, er habe nicht so eine lange Zunge wie er. Der Lehrer stottert vor Empörung und René geht grinsend auf seinen Platz zurück. Danach soll der kleine Abou auf die Frage „Where is the Girl“ antworten. Der tut das prompt mit „The Girl is on the bitch“. Der Lehrer korrigiert und sagt: Beach. Und während er das Wort übertrieben betont wiederholt, wird er unterbrochen, er solle mit Antoine zum Direktor kommen.
Die Mutter sitzt beim Direktor und gibt sich ratlos. Der Direktor tröstet sie, sie habe besseres verdient als diesen Lausebengel. Antoine tritt zusammen mit dem Englischlehrer ein. Die Mutter nimmt ihn sofort in den Arm. Sie bezeichnet ihn als ihren Liebling und fragt, wo er denn die ganze Nacht gewesen sei. Danach klagt sie sich beim Direktor aus. Wenn wenigstens sein Betragen besser wäre. Der Direktor fragt den Englischlehrer nach seiner Meinung. Der zögert verunsichert und meint, es sei vielleicht nur eine Drüsensache.
Antoine ist mit seiner Mutter auf dem Heimweg. Sie hat einen Arm um ihn gelegt, beide unterhalten sich angeregt, ohne das wir etwas davon hören.
Zu Hause rubelt die Mutter Antoine kräftig und wohlwollend den Rücken ab und schickt ihn ins Bett. Antoine darf sogar im Ehebett schlafen, da habe er es wärmer. Den Kopf in einer Hand gestützt, hört Antoine seiner Mutter zu. Sie erzählt von ihrer Jugend und dass sie doch auch einmal so alt gewesen sei wie er und dass er das immer vergesse. Sie hätte früher auch einen Dickkopf gehabt und wollte sogar einmal mit einem Hirtenjungen durchbrennen. Nach dieser Geschichte gehorchte sie aber ihrer Mutter, weil sie begriffen hätte, dass man seiner Mutter folgen müsse. Antoine hört skeptisch zu. Sie verlangt derweil Vertrauen von Antoine, dann würde auch alles gut. Dann kommt sie beiläufig auf seinen Abschiebsbrief zu sprechen und fragt, über was er sich denn hätte aussprechen wollen. Nachdem Antoine ein paar Dinge aufgezählt hat, kommt heraus, dass er gerne von der Schule abgehen würde. Die Mutter reagiert freundschaftlich empört, also nicht hart wie sonst. Sie betont, wie sie habe büssen müssen, weil sie das Abitur nicht habe. Und der Vater, ohne ein Diplom, der könne heute ganz anders dastehen. Zwar lerne man in der Schule viele unnütze Dinge wie Algebra, Geografie und Biologie, aber richtig schreiben müsse er doch können. Plötzlich hat die Mutter die Idee eines geheimen Abkommens, das der Vater nicht erfahren solle. Wenn Antoine mit einem Aufsatz unter die ersten fünf Besten käme, bekäme er 1000 Francs. Antoine schaut sie immer noch zweifelnd an, diesem Frieden ganz und gar nicht trauend.
Ein Sportlehrer kommt mit Antoines Klasse aus einem Tor und macht mitten im Stadtviertel einen langsamen Dauerlauf. Wie sehen die Schar der Läufer immer weniger werdend, da sich nach und nach kleine Grüppchen verabschieden, so dass der Sportlehrer, ohne es zu merken, am Ende nur noch zwei Schüler hinter sich hat.
Antoine liegt auf der Couch, raucht und liest konzentriert Balzac. Wir hören den Text in seinem Kopf.
Antoine hängt ein Balzac-Bild in seinem Altar auf – einer Holzkiste mit kleinem Vorhang davor und Utensilien wie Kerze und Zigarrenkiste darin.
Der Klassenlehrer gibt ein Aufsatzthema auf. Ein persönliches Erlebnis, welches die Schüler betroffen gemacht habe. Antoine überlegt eine Weile und hat dann die Idee – angeregt durch die Lektüre Balzacs, über den Tod seines Großvaters zu schreiben. Eifrig legt er los.
Antoine ist wieder an seinem Balzac-Altar und zündet darin eine Kerze an.
Antoine und seine Eltern sitzen beim Abendbrot. Der Vater tratscht über eine Bettgeschichte auf der Arbeit. Antoine hört gar nicht zu, bis der Vater erneut nach seinem Autoatlas fragt. Aber der Brand des Balzac-Altars ersparen Mutter wie auch Antoine eine Antwort. Hektisch löschen sie das Feuer. Der Vater ist ausser sich und schreit Antoine an, wie er auf die Idee gekommen sei, dort eine Kerze hineinzustellen. Das sei zum Gedenken an Balzac, entgegnet Antoine in die Ecke gedrängt. Der Vater bezichtigt ihn der Lüge und wird noch wütender. Er packt Antoine vorne am Pullover und zerrt daran. Die Mutter versucht zu beschwichtigen. Sie wisse Bescheid, er solle Antoine in Ruhe lassen, es sei wegen des Aufsatzes. Aber der Vater steigert sich in seine Wut hinein, holt ein großes Feuerzeug aus der Tasche und zündet es nah vor Antoines Gesicht an. Die Mutter schreit, er solle aufhören damit, während der Vater droht: Solange er hier wohne, solange habe er zu gehorchen, sonst würden sie ihn in ein Internat stecken. Er wisse wohl nicht, was das sei! Wenn er einmal dort sei, würde er es schon merken! Dort lerne er Benehmen, der Flegel!
Die Mutter versucht weiterhin, ihren Mann zu beruhigen und schlägt einen Tapettenwechsel vor. Sie könnten doch ins Kino gehen. Der Vater sperrt sich und sagt spöttisch, das seien Erziehungsmethoden, die zum Erfolg führten.
Die Mutter fragt, ob Antoine mit seinem Aufsatz zufrieden sei. Er sei bestimmt nicht schlecht, antwortet Antoine. Die Mutter streichelt ihn kurz über die Wange. Sie ruft ihren Mann und beschwichtigt ihn beharrlich, bis sie ihm zum Kinobesuch überredet hat. Als der Vater sein Jackett anzieht, bemerkt er einen fehlenden Kopf und schaut resigniert zu seiner Frau hinüber, die wir nicht mehr sehen.
Die Familie Doinel kommt aus dem Kino. Sie steigen in ihr Auto. Sie sind ausgelassen und lachen viel, vor allem Antoine. Sie fahren durch die nassen Straßen von Paris.
Im Flur macht der Vater übermütig Witze. Packt auf der Treppe ein Bein der Mutter und lobt ihre rassigen Beine. Sie beschimpft ihn als Idiot, er solle aufhören damit und sich vor dem Jungen schämen. Antoine lacht und sie erreichen die Wohnung.
Die Mutter schickt Antoine zum Abfall herunterbringen und lobt gegneüber Ihrem Mann beim Ausziehen der Jacken ihre neue Erzeihungsmethoden. Man müsse nur Verständnis zeigen, mit Schimpfen käme man nicht weiter. Der Vater hört nicht zu, sondern packt sie an die Brust. Sie sträubt sich und fragt, ob das sein müsse. So ab und an, erwidert er.
Antoine ist im Treppenhaus und geht glücklich die Treppe herunter.
Der Klassenlehrer sieht die Aufsätze durch, während Mauricet, der Junge, der Antoine verpetzt hat, ein Gedicht aufsagt. Ein Junge nutzt die Gelegenheit und nimmt Mauricets Fliegerbrille, um sie nach hinten an René weiterzureichen. René sticht zusammen mit Antoine auf die Gläser ein, Sie reichen die Brille weiter. Voller Schadenfreude beschmieren zwei andere Schüler die Brille großzügig mit Tinte.
Der Lehrer kommt dann auf die Aufsätze zu sprechen und unterstellt Antoine, dass er von Balzac abgeschrieben habe. Es bereitet ihm sichtlich Genuß, Antoine ertappt zu haben. Er erklärt sarkastisch, dass Antoine auch noch andere Familienmitgleider mit Vergnügen sterben lasse, nun habe er sich den Großvater von Balzac ausgesucht. Antoine wehrt sich, doch der Lehrer liest zum Beweis einen Absatz vor, schnell und wütend. Antoine habe kaltschnäuzig abgeschrieben, schließt er überzeugt.
Antoine sagt entsetzt, Nein, Monsieur. Doch der Klassenlehrer hat genug und schickt Antoine mit seinem Aufsatz und in Begleitung eines Klassenkameraden zum Direktor. Im Treppenhaus schubst Antoine den Jungen beiseite und rennt weg.
Indessen verteidigt René seinen Freund. Er habe wirklich nicht abgeschrieben, er hätte es doch sehen müssen. Der Lehrer aber duldet keinen Widerspruch, doch René provoziert frech seinen Rauswurf. Nach einigen trocken und frech vorgetragenen Bemerkungen packt der Lehrer René an den Kragen und zerrt ihn schimpfend aus der Klasse. Die Schultasche und seine Blätter wirft er ihm hinterher. Derweil taucht der Schüler auf, der Antoine zum Direktor bringen sollte. Er erzählt dem Lehrer, dass Antoine abgehauen sei. Sichtlich überfordert zuckt der Lehrer mit den Achseln.
Die beiden Freunde sind unterwegs und Antoine erzählt René wie er abgehauen ist. Er sei doch nicht blöd und lasse sich zum Direx schleifen. Beide sind wütend auf den Klassenlehrer, den sie Primeltopf nennen. Antoine gesteht René, dass er nach diesem Schlag unmöglich nach Hause könne, da er ins Internat käme. René fragt, was das sei. Antoine vermutet, es sei etwas Militärisches. René versucht ihn zu trösten. Man bekäme eine Uniform und könne es zu etwas bringen. Antoine bezweifelt das, ihn würde man bestimmt nur schinden. Gerne würde er zur Marine gehen, da er gerne das Meer sehen wolle. René zählt auf, welche Meere er bereits gesehen habe und bietet Antoine an, bei ihm zu wohnen.
Die Freunde sind im Zimmer von René. Antoine staunt über die Größe des Zimmers und freut sich über das ausgestopfte Pferd von Renés Vater, ein Pferd in Lebensgröße. Sie räumen beide einen Schlafplatz für Antoine frei und Antoine fragt besorgt, ob die Eltern denn nichts merken würden. René beruhigt ihn. Seine Mutter kokse ständig und sein Alter sei den ganzen Tag auf der Pferderennbahn. Danach kommen sie aufs Geld zu sprechen, denn ohne Zaster hielten sie nicht lange durch. Das Leben sei nur eine Geldfrage. Das weiss auch René, er organisiere nun eine Anzahlung auf seine Erbschaft.
Die Freunde peilen die Lage. Sie betreten einen neuen Raum und schleichen zu einer Kommode, während Antoine über die hohe Decke staunt. Rene holt einen Schlüssel aus einer Vase, mit der er eine Schatulle öffnet. Daraus entwendet er einen Geldschein. Als sie die Klospülung hören, verstecken sie sich hinter dicken Vorhängen. Renés Mutter, eine etwas kauzig wirkende Frau mit Pelz, kommt eine Treppe herunter und holt sich das Bündel Geld aus der Schatelle, ohne etwas zu merken.
Die beiden Freunde rennen eine große Freitreppe in die Stadt hinunter. Unterwegs begegnen sie einen Geistlichen, den sie mit Guten Morgen, Madame, begrüßen. Kurz danach sehen wir sie aus der Stadt zurückkommen.
René sitzt mit seinem Vater beim Abendbrot. René organisiert für Antoine etwas zu essen. Der liegt im Dunklen unter einer Lampe und liest auf seiner Bettstatt. René ist wieder bei seinem Vater, der gerade das Obst holt. Um ihn schneller loszuwerden, stellt René die Uhr vor, die dann auch prompt klingelt, gerade als der Vater wieder sass. Er wundert sich, dass es schon halb Zehn sei und beeilt sich, um in seinem Club zu kommen. René sammelt daraufhin noch etwas Essbares ein, stellt im Eiltempo die Uhr wieder zurück und läuft zu Antoine.
René scheucht Antoine von seinem Bett auf, denn sie wollen pünktlich zur Wochenschau kommen.
Danach sehen wir die Freunde im Kino. Sie schauen konzentriert, aber doch so, als sei der Kinobesuch nichts Neues. Antoine macht eine große Blase mit einem Kaugummi, bis sie platzt.
Nach der Vorstellung klauen sie am Ausgang ein Kinofoto und rennen weg.
Auf einer Damentoilette lassen sie einen Wecker mitgehen und stibitzen Geld von einem Teller.
Sie kommen aus einem Café und rennen durch die nächtlichen Straßen. Unterwegs klingelt der Wecker.
Danach sind sie wieder in Renés großem Zimmer und spielen ein Brettspiel. Sie rauchen Zigarren und haben eine Flasche Wein getrunken. Und während Antoine mit Bedauern feststellt, dass die Weinflasche schon leer sei, hören sie den Alten kommen. Hektisch wedeln sie mit Decken, um den Rauch verschwinden zu lassen. Der Vater kommt herein und fragt verwundert, was den hier los sei und dass er René die drei Zigarren vom Taschengeld abziehen werde. Der Vater ärgert erst wirklich, als er sieht, dass das ausgestopfte Pferd namens Bucephal mit Sachen beladen ist. Bucephal sei kein Schubabladeplatz, sondern eine Million wert, ein Kunstwerk! Während er spricht, sieht er Antoines Beine, der sich hinter Renés Bett versteckt hatte. Er sagt aber nichts dazu und verläßt das Zimmer.
Am nächten Tag schauen beide aus einer kleinen Dachgaube heraus und schiessen aus langen Rohren Papierkugeln nach unten. Mancher Treffer wird mit einem Triumpf kommentiert. Für die Papiervorrätte sorgt der von Antoines Vater vermisste Michelin-Atlas. Sie unterhalten sich über die Million, die das ausgestopfte Pferd wert sei. Antoine würde mit der Million ans Meer abhauen und einen Bootsverleih aufmachen. Aber René würde sich nie wagen, das Pferd zu verkaufen.
Die Freunde sind unterwegs in einem Park, in der Mitte ein kleines Mädchen, auf dass sie wohl aufpassen müssen.
Wir sehen ein Kasperltheater für Kinder, in dem Rotkäppchen gespielt wird. Die Geschichte sorgt für einen bunten Bilderbogen süsser Kindergesichter, ein Panorama kindlicher Gefühle auf zahlreichen Gesichtern. Und mittendrin sitzen Antoine und René und überlegen, wie sie an Geld kommen könnten. Also? fragt René, eine Idee erwartend. Antoine kann sich vorstellen, eine Schreibmaschine aus dem Büro seines Vaters zu stibitzen. Auf den Einwand Renés, dass die alle nummeriert seien, entgegnet Antoine, dass man sie ins Pfandhaus bringen könne, das kenne er von seiner Mutter.
Antoine klaut eine schwere schwarze Schreibmaschine aus einem modernen Büro. Die Freunde laufen damit durch Paris und fahren dann mit der Metro. Wir sehen in einer Einstellung die Kinos des Viertels wie „Le Palace Clichy“ und „Le Floride“. Ein Weihnachtsmann läuft über die Straße.
In einer weniger belebten Straße treffen Antoine und René auf einen kleinen Mann, der die Schreibmaschine für sie ins Pfandhaus bringen will. Während der Mann ins Pfandhaus geht, lauern die beiden Freunde in einem Ladenlokal. Sie beobachten, wie der Mann sich mit der Maschine davonstehlen will und verfolgen ihn. Sie stellen ihn zur Rede, drohen ihn massiv wie zwei freche Halbstarke. Der Mann verlangt Geld als Aufwandsentschädigung. Ein ankommendender Polizist bewegt den Mann aber dazu, die Schreibmaschine wieder herzugeben.
Die Schreibmaschine wird den beiden Freunden immer schwerer, auf einer Brücke streiten sie sich, wer sie zu tragen habe. Antoine befrüchtet nun, dass sein Vater ihm auf die Schliche kommen könne und beschließt, das schwere Gerät wieder zurückzubringen.
Antoine versucht René zu überreden, dass er die Schreibmaschine zurückbringen solle. Der weigert sich. Antoine reagiert sauer, René habe nun bei ihm verschissen. Zur Tarnung setzt sich Antoine einen Hut auf und macht sich auf den Weg.
Kurz bevor Antoine die Schreibmaschine wieder an ihren Platz gestellt hat, wird er vom Hausmeister erwischt. Der erkennt sofort den Sohn von M. Doinel. Da werde der Papa aber hocherfreut sein, sagt er höhnisch und fügt hinzu, dass man ihm eine Zigarre verpasse, dass er die Räume nicht bewache. Er schreit das fast heraus und droht, er solle ja nicht abhauen, mit so Lümmels mache er kurzen Prozess. Antoine ist viel zu gelähmt, um am Flucht denken zu können. Er ahnt, was auf ihn zukommt. Der Hausmeister ruft den Vater an, seine Stimme klingt nun fast devot. Als er den Telefonhörer auflegt, schreit er Antoine wieder an. Er solle wohl ja den Hut auflassen und und gehässig fügt er hinzu, jetzt gnade ihm Gott!
Der Vater hält Antoine grob und am Kragen fest und zerrt ihn durch das abendliche Paris in der Nähe seines Büros. Sie treffen den wartenden René. Der Vater fordert ihn auf, sich von Antoine zu verabschieden, denn jetzt würde er ihn lange nicht sehen.
Auf dem Weg zur Polizei sagt der Vater zu Antoine, wenn er sich das erlaubt hätte, sein Vater hätte ihn erschlagen. Danach fragt er am Eingang der Polizeiwache nach dem Reviervorsteher.
Im Büro des Reviervorstehers klagt der Vater. Sie hätten alles versucht, ausser Schläge, die lägen ihnen nicht. Der Reviervorsteher entgegnet, dass die alten Erziehungsmethoden nicht die schlechtesten seien. Der Vater sagt ratlos, wenn er sich ihnen nur anvertrauen würde, doch der Bengel höre einfach nie zu. Der Vater schlägt danach einen Heimaufenthalt vor. Der Reviervorstehen klärt den Vater über die Vorgehensweise auf und ruft einen Untergebenen, dem er das Vergehen ins Ohr flüstert: Diebstahl und Streunerei.
Wir sehen Antoine und einen Polizisten bei der Aufnahme des Protokolls. Der Beamte fragt nach der Uhrzeit. Der Vater verläßt ohne Abschied von Antoine das Büro.
Antoine unterschreibt das Protokoll und wird abgeführt.
Antoine wird in einem Käfig eingesperrt. Dort sitzt bereits ein anderer Mann, der Antoine fragt, was er angestellt habe. Seine Antwort kommentiert er mit einem gleichgültigen Schweigen.
Wir sehen zwei Polizisten bei einem Brettspiel, ein dritter liest die Zeitung. Die beiden Gefangenen schlafen. Dann kommt „Damenbesuch“, illegal arbeitende Prostituierte. Die drei Frauen werden in den Käfig zu dem Mann geperrt. Antoine kommt in einen Einzelkäfig. Wir sehen durch das Gitter seinen Blick durch den Raum wandern. Danach sehen wir Antoine durch das schwere Gitter, hoffnungslos, traurig, verlassen den Kopf an die Wand gelehnt. Nun werden die Gefangenen abgeholt und zu einem Polizeiwagen gebracht. Die Polizisten tragen Maschinengewehre. Draußen ist es dunkel und Antoine steigt zuletzt in den Wagen.
Der Wagen fährt los und Antoine schaut durch das Gitter der hinteren Autotür, sich festhaltend an den Eisenstäben. Sein Gesicht liegt im Schatten und nur manchmal wird es durch den Schein der Laternen und Schaufenster in den Straßen erhellt; und wir sehen kurze Momente Antoines stilles Weinen. Immer wieder sehen wir, wovon Antoine Abschied nehmen muss. Wir sehen die Kirmes, wir sehen das Vergnüngungsviertel, aber der Polizeiwagen fährt unerbittlich weiter.
Es folgt die erniedrigende Prozedur der erkennungsdienstlichen Behandlung in einem Polizeigefängnis. Antoine muss die Taschen leeren, Gürtel und Schnürsenkel abgeben und eine Quittung unterschreiben. Antoine liegt in der Zelle, den Mund vom Rollkragen des Pullovers verdeckt, die Augen sorgenvoll in eine ungewisse Zukunft schauend.
Antoine wird vom Lärm der Türen geweckt und bekommt einen Becher zugesteckt. Er probiert und spuckt den Schluck gleich wieder aus. Er setzt sich auf die Pritsche, entdeckt einen Fetzen Zeitungspapier und dreht aus den Krümmelresten in seiner Jackentasche eine Zigarette. Er zündet sie an, legt sich zurück auf die Pritsche und scheint sich seinem Schicksal ergeben zu haben.
Antoines Fingerabdrücke werden genommen, Fotos werden gemacht. Der Fotograf dreht Antoines Kopf, in dem er ihn grob mit der ganzen hand ins Gesicht packt, um eine Profilaufnahme machen zu können.
Wir sehen die Mutter auf dem Fürsorgeamt. Sie erzählt dem Beamten, dass sie bereit wäre, den Jungen wieder aufzunehmen, dazu müsse er sich aber völlig ändern. Ob man ihn nicht etwas Angst einflössen könne, fragt sie. Der Mann weist das ab und fragt zögernd nach, ob sie ihn den konsequent genug erzogen hätten und ob es stimme, dass er an den Wochenenden manchmal allein gelasse würde. Die Mutter rechtfertigt sich mit den Clubausflügen. Nervös klagt die Mutter, das Antoine oft halbe Tage im Kino verbringe und sich die Augen kaputt mache. Im Laufe des Gesprächs kommt heraus, dass der Vater nur der Stiefvater und der Junge bereits vor der Heirat dagewesen sei, worauf der Beamte sagt, das spreche sehr für ihren Gatten.
Der Mann schlägt dann einen Heimaufenthalt zur Beobbachtung vor. Die Mutter nimm das erfreut zur Kenntnis und wünscht sich ein Heim am Meer. Der Beamte ist dezent brüskiert und erklärt, dass das kein Ferienparadies sei. Vielmehr handele es sich um eine zwei bis dreimonatige Beobachtunsphase. Nach dieser würde entschieden, wie es weiterginge.
Wir sehen die Glocke des Heims. Die Jugendlichen müssen sich in Reih und Glied aufstellen. Im Off hören wir das Kommandieren, während ein Mann in Arbeitskleidung drei kleine Mädchen in einen Käfig sperrt, in den sie gehorsam folgen, da sie das wohl kennen.
Dann dürfen die Jungen zur Freizeit wegtreten und Antoine erzählt einem Jungen, warum er hier sei.
Wir sehen einen Dialog zwischen zwei anderen Jungen. Einer habe dem Vater eine Weinflasche über den Kopf gehauen, weil er ihn immer mit seinem Geigenspiel genervt habe. Der andere meint, er hätte eine Bierflasche genommen. Wir sehen nun die Skulptur, an der die beiden Jungen stehen: Ein Engel mit Mutter.
Plötzlich sehen alle, wie ein abgerissener und im Gesicht beschmutzter Junge von zwei Polizisten mit eilenden Schritten über das Heimgelände abgeführt wird. Manche Jungen kommentieren das spöttisch, sie hätten gewusst, das er gefasst würde. Alle reden wild durcheinander. Sie folgen dem beiden Polizisten mit den Jungen in der Mitte durch eine lange Allee mit kleinen Bäumen, die Blätter des Herbstes auf den Boden. Aber ein schreiender Gruppenleiter fragt, was es da zu glotzen gäbe. Er befiehlt: Los, in Doppelreihe antreten! Gleichschritt Marsch!
Wir sehen Antoine in der Doppelreihe maschierend. Er schut kurz zu dem Käfig mit den drei kleinen Mädchen hin. Die sehen sich das Geschehen mit an den Gittern gelehnten Gesichtern an. Das größte Mädchen schaut wehmütig und sanft und gebannt, wagt nicht, den Kopf zu rühren, verfolgt die Gruppe mit den Augen. Das etwas kleinere Mädchen in der Mitte wirkt trotzig, selbstbewusster und schaut genau hin, als wolle sie sich die Szenerie einprägen. Das dritte und kleinste Mädchen ist auch ganz gebannt und beobachtet die Marschierenden erschrocken, fast verängstigt. Plötzlich sehen wir die anmarschierenden Jungs aus dem Speisesaal heraus, in dem Angestellte des Heims zu Mittag sitzen.
Die Gruppe betritt den Speisesaal und wir sehen Antoine linkisch etwas von dem Brot essen, wissend, dass es verboten ist. Der Gruppenleiter läßt sich das Brot vorzeigen und entdeckt Antoines Verbrechen. Er muss mit seinem Teller zum Vorseher vortreten. Der fragt, welche Hand er bevorzuge. Antoine wählt die Linke. Der Gruppenleiter nimmt sich mit einer gewissen Vorfreude die Uhr vom Arm und schlägt Antoine flacher Hand und voller Wucht ins Gesicht. Antoine läßt sich den Schmerz nicht anmerken, er scheint eher beschämt. Er nimmt verunsichert seinen Teller mit dem Brot und knabbert verlegen daran. Der Gruppenleiter schreit, Ruhe, sonst lasse er sie gleich wieder austreten.
Antoine und zwei andere Jugendliche besuchen den Ausbrecher, der hinter den Gitterstäben einer kleinen Luke geklautes Essen in einer Tube entgegennimmt, um sie gierig auszudrücken. Ein Junge betont, dass er die Wette gewonnen habe. Der Ausbrecher antwortet abgebrüht, dass ihm das egal sei, wenigstens sei er einmal fünf Tage in Freiheit gewesen, er würde eh bald wieder die Kurve kratzen. Ein Aufseher bemerkt die Gruppe und wir hören aus dem Off den Befehl, dass sie dort verschwinden sollen. Zuletzt sehen wir, dem aufgeschreckten Antoine, der aufmerksam zugehört hat.
Ein Mann mit Anzug und Krawatte sagt, die Fürsorgerin sei da. Antoine sitzt wie zum Festtag gekleidet mit einem anderen Jungen auf einer Bank. Dieser gibt Antoine Verhaltenstipps gegenüber der Fürsorgerin. Wenn sie einen Bleistift fallen lasse, solle er ihn aufheben, aber nicht dabei auf die Beine schauen, das würde vermerkt. Antoine fragt erstaunt, was für Akten denn. Der Junge erklärt ihm eifrig, dass dort alles aufgezeichnet würde, was ihn und seine Eltern betrifft. Spöttisch schließt er seine Erklärung mit der Aussage ab, dass er zur Gattung der frühreifen Psychopathen mit perversen Tendenzen gehöre. Antoine hat die Idee, einfach Quatsch zu erzählen. Der Junge entgegnet, dass dann die Gefahr bestünde, in die Klappsmühle zu kommen. Dann sage er lieber die Wahrheit, beschließt Antoine und wird abgeführt zur Fürsorgerin.
Antoine ist bei der Psychologin und beantwortet ihre Fragen. Sie hat eine warme, ruhige Stimme, die wir aus dem Off hören (die deutsche Synchronisation hat eine harte Stimme daraus gemacht). Antoine erzählt erhrlich, warum er die Schreibmaschine zurückgebracht habe. Weil er sie nicht verkaufen konnte. Er gibt zu, der Oma einmal zehntausend Francs gestohlen zu haben und begründet das mit ihrem hohen Alter und ihrer Bedürfnislosigkeit. Er dachte, dass sie es sowieso nicht mehr brauchen würde, weil sie bald sterben würde. Sie habe es auch nicht bemerkt, das wusste er. Im Gegenteil, sie habe ihm sogar ein wunderschönes Buch geschenkt. Aber die Mutter habe sowohl das Geld in seinen Taschen gefunden als ihm auch das Buch weggenommen. Als Antoine sagt, dass die Mutter dann das Buch verkauft habe, läßt er die flache Hand auf den Tisch fallen, als ob sagen wollte, wie gewonnen, so zerronnen, er kenne das nicht anders.
Antoine gibt auch zu, dass er manchmal lüge, aber wenn er die Wahrheit sage, glaube man ihm doch nicht. Da lüge er schon lieber. Auf die Frage, warum er seine Mutter nicht liebe, sagt er, dass er ständig abgeschoben würde. Zuerst war er in Pflege bei der Oma. Er habe zudem erfahren, dass er ungewollt zur Welt gekommen sei, er habe es nur seiner Oma zu verdanken, dass er auf die Welt gekommen sei. Deweiteren sei er für nichts und wider nichts beschimpft worden. Auf die Frage, ob er schon einmal mit einem Mädchen zusammen war, grinst Antoine verlegen. Er nicht, aber zwei seiner Freude. Die hätten ihm auch ein Freudenhaus in der Rue St-Denis empfohlen, er sei auch zweimal dagewesen. Einmal wurde er von zwei Huren durch den Kakao gezogen, ein anderes Mal hätten sie ein Mädchen, dass es mit Jungen mache, nicht erreicht.
Die Jungen im Heim warten auf ihre Eltern, es ist Besuchstag. Antoine sieht René kommen. Er drängelt sich zwischen anderen Jungen durch und eilt zur Tür. Aufgeregt ruft er durch die Tür nach René, der Aufseher am Tisch, läßt den Freund aber nicht durch. Auch das Geschenk von René wird nicht weitergegen. Der Aufeseher schmeisst es hinter sich mit ungehaltener Gestik. René zuckt mit den Schultern und geht. Antoines Gesicht verliert die freudige Erwartung und die Hoffnung. Die Eltern der Delinquenten kommen nun herein, auch Antoines Mutter ist dabei. Beide verziehen sich an einem ruhigen Ort, während wir sehen, wie René sich auf sein Fahrrad schwingt und auf einer Landstraße den Rückweg auf sich nimmt.
Antoine hört seiner Mutter zu und manchmal schluckt er dabei. Die Mutter betont, dass er nicht mehr erwünscht sei. Sein Brief und seine Aussagen würden keinen Keil zwischen seinem Vater und ihr bringen. Dem Vater sei nun Antoines Schicksal völlig gleichgültig, für ihn sei nun kein Platz bei Ihnen. Gehässig fährt sie fort, dass er in die Besserungsanstalt gehöre. Er habe sich doch selbst durchschlagen wollen, nun darf er festellen, ob es ihm hier besser gefalle als zu Hause. Die Mutter wünscht ihm: Viel Glück.
Wir sehen die Jungen in Zweiereihe und Gleichschritt zum Fussballpielen marschieren. Mitten auf der Straße steht ein ausgemusterter Weihnachtsbaum.
Beim Fußballspielen nutzt Antoine einen unaufmerksamen Moment des Aufsehers, schlüft durch ein Loch im Zaun und rennt weg. Er wird verfolgt, kann den Aufseher aber abhängen. Wir sehen ihn lange an einer Straße entlanglaufen, er läuft und läuft, bis er das Meer erreicht. Er läuft kurz auf das weite Meer zu, als wolle er hineingehen. Dann macht er kehrt und läuft auf uns zu. Am Ende sehen wir sein Gesicht als Standbild. Wir sehen ein verlorenes Gesicht, dass einer ungewissen Zukunft entgegengeht, während der Abspann läuft.
Sobald es Zeit und Lust erlauben, möchte ich einige Aspekte von Les 400 Coups genauer betrachten und etwas zur Entstehungsgeschichte und die Wirkung dieses Meisterwerks schreiben.
____
14.07.09 | Tags: Filme · Filmerzählung · François Truffaut |
Kommentar: 1
von Ralph Segert
Gestern Milk von Gus Van Sant gesehen. Danach wieder gewußt, warum mich „großes Gefühlskino“ langweilt. Ich habe bereits nach einer halben Stunde auf die Uhr geschaut, aber es folgten weitere anderthalb Stunden gepanschte Handlung mit einem austauschbaren Helden, der für den politischen Erfolg leiden und büssen muß. Genial schlicht das zentrale Motiv des Helden, der einfach alles hinter sich läßt, in die weite Welt nach San Franzisco hinauszieht, um im Leben endlich etwas Gutes zu tun. Dies hat er im Bett mit seinem jüngeren Liebhaber beschlossen, den er zufällig auf einer Treppe kennenlernte in einer Weise, als würden sie sich bereits seit hundert Jahren kennen, als würde eine intime Vertrautheit innerhalb von Sekunden entstehen.
In der durch tausend Schnitte, Dokumaterial und Dialogfetzen getarnten Handlungsarmut ohne spannenden roten Faden geht Harvey Milks Idee des Outings fast unter. Sie war einfach da, aus heiterem Himmel wurde ihm klar, wie man den Gegner in die Enge treibt. Erkenntnis reduziert auf hektischen Aktivismus.
Symptomatisch für eine Dramaturgie der Beliebigkeit: Nach dem Erfolg, Milk war bereits Stadtrat, kam der Selbstmord seines hysterischen jungen Freundes hinzu, der für Milks seelischen Frieden ausserhalb der Politik zuständig war. Das brachte die Handlung zwar nicht weiter, aber man konnte kräftig auf die Gefühlstube drücken. Das gemeine Schicksal aber auch!
Milk erzählt einem Tonband sein Leben. Er erzählt sogar fleissig weiter, nachdem er im Film bereits erschossen war. Das reiht sich prima ein in einen Handlungsverlauf, der ein paar politische Niederlagen und Liebesaffären aneinanderreiht, eine typische Zweifelphase eines müden Helden zeigt, die Unvereinbarkeit von politischer Karriere und Glück in der Liebe wiederkäut, eine Frau als rettende PR-Managerin auftauchen und ein paar Mitstreiter zu großen Aktivisten werden läßt, um dann die Süsse des Erfolgs mit ein paar Gags auf das Niveau einer Soap Opera zu heben.
Passend zur Machart eine eintönige Kaufhausmusik, die zu oft zu dudeln anfing. Die Bilder und Dialoge waren in der Tat zu schwach, um für sich allein stehen zu können. Aber auch eine authentische Musikauswahl hätte den Film nicht retten können. Wie man eine politische Filmbiografie spannend und filmästetisch gekonnt macht, sogar über 3 Stunden hinaus, das zeigt das Meisterwerk Malcom X von Spike Lee. Dort sehe ich ein Niveau, das dem Intellekt des Zuschauers vertraut, eine Filmkunst, die vielleicht erst wieder in einer anderen Zeit erreicht werden will.
____
1.03.09 | Tags: Filme |
von Ralph Segert
Die Filme, die ich suche, konnte ich bis heute weder im Kino oder Fernsehen sehen, noch auf DVD oder VHS erwerben. Vor allem die frühen Filme von Claude Chabrol interessieren mich zur Zeit brennend. Die folgende Liste zeigt meine Wünsche:
____
8.02.09 | Tags: DVD · Filme |
Kommentare: 2